Wieso die jetzigen Krisen die Nachteile eines unfreien Marktes aufzeigen!
Experten und Politiker rühmen sich für die deutsche Errungenschaft der sogenannten sozialen Marktwirtschaft. Doch wie gut funktioniert diese Zügelung des freien Marktes (noch)?
Die These lautet, dass die Ukraine-, Corona- und Inflationskrise die Schwachstellen wie unter einem Brennglas zum Vorschein bringen. Doch bevor ich konkret auf die jeweilige Krise eingehe, ist es zuerst geboten den freien Markt zu definieren.
Freie und soziale Marktwirtschaft
Im Rahmen der “Freien Marktwirtschaft” bestimmt allein der Markt, welche Produkte bzw. Dienstleistungen in welcher Menge und zu welchem Preis angeboten werden. Voraussetzung für diese Wirtschaftsform sind unter anderem ein freier Wettbewerb, freie Berufswahl sowie eine freie Preisbildung. Anders ausgedrückt entscheiden Produzenten und Konsumenten ohne Eingriffe eines Dritten (im Regelfall Verordnungen ) welche Produkte zu welchem Preis angeboten werden.
Seit den frühesten Aufzeichnungen handelt der Mensch ökonomisch. Einst tauschte man Waren untereinander. Doch die Tauschwirtschaft hatte ihre Grenzen und so entstand letztlich Geld. Geld erfüllt drei Aufgaben: Erstens fungiert es als Recheneinheit. Damit sind Preise transparent und vergleichbar. Zweites sollte Geld seinen Wert behalten. Der Bürger kann Teile seines Gehalts sparen und für einen Kauf in der Zukunft zurücklegen. Die letzte Funktion ist die des Tauschmittels. Jeder im Markt ist in der Lage einen Handel mit dem Intermediär abzuschließen. Bei nahezu jedem zwischenmenschlichen Handeln steht Geld auf einer Seite der Transaktion. Sei es das Monatsgehalt, die Stromrechnung oder der Einkauf bei Rewe.
Bei der sozialen Marktwirtschaft handelt es sich um eine Sonderform der freien Marktwirtschaft, in der der freie Wettbewerb durch Gesetze und staatlichen Eingriff beschränkt wird. Das ist der perfekte Übergang zum eigentlichen Thema.
Die Ukrainekrise
Anmerkung: Dieser Artikel soll und wird nicht den Angriff Russlands auf die Ukraine analysieren oder bewerten. Hier geht es ausschließlich um die marktwirtschaftliche Bewertung der Antwort von Deutschland, Europa und den USA in Form von Sanktionen.
Der Westen beschloss in mehreren Schritten harte - mitunter nie zuvor genutzte - Sanktionen gegen Russlands Aggression.
Frau von der Leyen erklärt in diesem ZDF Interview, dass die Energiekrise eine Folge des Urkainekonflikts ist. Als Antwort auf die russische Invasion beschloss die Bundesregierung Nord Stream 2 nicht zu nutzen und anschließend russisches Gas und Öl zu vermeiden. Damit greift die Politik einseitig in den Energiemarkt ein und verknappt für die deutsche Industrie und Haushalte das verfügbare Gas. Wenn die Nachfrage nach einem Gut gleich bleibt, aber das Angebot sich verringert, steigt dessen Preis. Das ist BWL Grundwissen.
Wir halten also fest, dass es die Sanktionen der deutschen Politik sind, die die Energiepreise in die Höhe treiben!
Historisch betrachtet lieferte Russland übrigens zu den kältesten Zeiten im kalten Krieg zuverlässig Energie. Diese will der Wirtschaftsminister Habeck aber nicht mehr. Da aber Deutschland nicht alleine sanktioniert und Deutschland nicht alleine russisches Gas und Öl in Europa nutzt, suchen nun mehrere Staaten nach neuen Energielieferanten. Das führt dann zu Reisen nach Katar. Als Bürger sucht man hier übrigens vergebens um Halt an einer Bewertungsskala für vertretbare Menschenrechts-, Kriegsverstöße oder Abhängigkeiten unserer (Energie-)Lieferanten (China, Katar, Saudi Arabien, USA).
Dieses Video von Anfang 2021 2016 ist vor dem aktuellen Hintergrund brisant, denn offenbar hätte Habeck auch ohne Russlands Einmarsch in die Ukraine die Energielieferungen gestoppt.
Doch zurück zum Energiepreis. Die Reduzierung der Gasmenge in der Pipeline Nordstream 1 wird nun medial zu einer Erpressung von Russland aufgebauscht, während es erneut die Sanktionen des Westens sind, die die Minderleistung verursachen. Die Wartung der Turbine in Kanada erfolgt nicht, weil Trudeau den Sanktionen treu bleibt. Der Premier als Mitverursacher der weiteren Eskalation in der Gaskrise besuchte das beschauliche Elmau im Rahmen des G7 Gipfels. Wieso verhandelte Kanzler Scholz nicht vor Ort eine Ausnahme für die Turbine, um zumindest Nordstream1 zum Auffüllen der Speicher für den Winter zu nutzen?
Wir halten erneut fest, dass es die Sanktionen der Politik sind, die unsere Energieversorgung für den Winter 22/23 gefährden!
Große Teile der deutschen Wirtschaft haben sich auf die langfristigen Gaslieferverträge der Regierung verlassen und ihre Infrastruktur dementsprechend gebaut. Nun werden schon erste Stimmen laut, Nordstream 2 zu nutzen, schließlich gehe es um nichts weniger als den Industriestandort Deutschland.
Doch die Politik läßt sich von solchen Drohkulissen nicht beirren und hält stur - zumindest bis heute - an ihrem Kurs fest. Wenn man schon nicht das Angebot auf das übliche Niveau heben kann, sollen es Appelle an die Nachfrage in Form von kürzerem Duschen, Tempolimit oder andere Ratschläge unter dem ökologischen Deckmantel richten. Die Stilblüten auf Twitter unter dem Motto “Frieren für Frieden” lassen seitens der Absender Grundwissen des Industriestandortes Deutschland vermissen. Letztlich ist es einfach das gute Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen. Doch wenn der Job weg ist, die Wohnung kalt und die Supermarktregale leer, werden die Steffis aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen und nach staatlicher Hilfe betteln.
Diese Hilfe gibt es auch schon. Vom €9 Ticket, Tankrabatt bis zu Energiepreisdeckel ist alles schon umgesetzt oder im Gespräch. Der US Bundesstaat Kalifornien geht sogar noch einen Schritt weiter und verschickt Gelder an seine Bürger.
Wir halten also weiter fest, dass es der Eingriff in den freien Markt durch die Politik war, der die Preise in die Höhe schnellen ließ. Als Antwort greift die Politik zu planwirtschaftlichen Aktivitäten, macht mehr Schulden und läßt sich dann von den Medien als Retter in der Not feiern.
Die Corona Krise
Zu Beginn kam Frau von der Leyen zu Wort. Sie stellte eine Kausalität zwischen dem Virus un dem Zusammenbruch der Lieferketten her. Genau wie bei der Ukrainekrise verwechselt die Politikerin Ursache und Wirkung und ich bewerte oder analysiere nur die wirtschaftlichen Konsequenzen. Das Virus selber hat weder eine Schule, ein Restaurant noch eine Grenze geschlossen. Der Übersprung vom menschlichen Wirt auf die Wirtschaft ist einzig und allein das Werk der Politik.
Aber der Reihe nach. Als im Februar 2020 das Virus medial präsenter wurde, entschied sich die Regierung für einen Lockdown. Aus 14 Tage “Flätten se körf” wurde ein jahrelanges Hin und Her von nicht pharmazeutischen Interventionen (kurz Massnahmen). Dabei wurde die Weltwirtschaft heruntergefahren und Europa hatte plötzlich wieder Grenzen. Allen Warnungen aus der Wirtschaft zum Trotz zog die Regierung ihre Politik durch und als Folge litten Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermassen. Der Staat legte ein Hilfsprogramm (€ 120 Milliarden) nach dem anderen auf. Flankiert durch € 7 Milliarden für Masken, fast € 9 Milliarden für Impfdosen und letztlich etliche Milliarden für Tests.
Wir halten also fest, dass die Politik durch ihre Massnahmen die Verschuldung in die Höhe trieb und die EZB in Frankfurt aus dem Drucken von neuem Geld nicht mehr herauskam.
Die Inflation als Krise
Fast täglich bemüht sich der medial-politische Komplex den Menschen einzureden, dass die Inflation das Resultat von Putins Angriffskrieg wäre. Auch US Präsident Biden findet in Putin den Sündenbock für eine verfehlte Geldpolitik. Doch die Statistiker liefern hier zuverlässig Daten, um die Lügen der Politiker zu entlarven.
Eingangs bei der Beschreibung des freien Marktes wurde das Thema Angebot und Nachfrage angerissen. Beides beeinflusst die Preisfindung. Die Inflation ist faktisch der Parameter für die Wertigkeit (Preis) von unserem Geld. Steigt die Geldmenge bei gleichbleibenden Warenangebot, dann steigt der Preis. Oder geldpolitisch ausgedrückt sinkt der Preis für Geld. Nach den massiven Eingriffen in die Weltwirtschaft und einer vielerorts gepriesenen Reduzierung der Globalisierung kommt noch ein reduziertes Warenangebot hinzu. Letztlich wirken Corona und die Ukraine als Brandbeschleuniger für eine seit Jahren schlummernde Inflation. Hier im Twitter Thread findet sich ein kurzer Abriss zu den Prognosen der staatlich alimentierten Experten.
Die Politik hat mit überschwänglichen Ausgabeverhalten in den vergangenen Jahren eine einzigartige Schuldenlast aufgebaut und gleichzeitig die Bilanzen der Notenbank bis zum Bersten aufgeblasen.
Im Gegenzug entwertete man stetig den Wert von Geld und beschädigt(e) damit nachhaltig seine zweite Funktion: die Werthaltigkeit. Für den Staat hat diese Entwertung natürlich positive Effekte. Die Schuldenlast des Staates wird über die Jahre schlicht weginflationiert, während der «kleine Mann» unter den von der Politik mit Moral und Pathos hochgetriebenen Lebensmittel- und Energiepreisen leidet. Die Moral von der Geschichte ist schlicht.
Die Politiker sind Hauptversursacher für Missstände am freien Markt. Ausgelöst durch paternalistische, haltungsschwangere oder wahlweise Klientel-Politik. Wir erleben die spätrömische Dekadenz eines Landes, dass in Kürze nicht mehr die Wachstumslokomotive Europas sein wird.
Unter den 100 Unternehmen mit dem höchsten Börsenwert weltweit ist einer Studie zufolge erstmals kein deutsches mehr zu finden und Exportweltmeister war einmal.
Während vor allem Linke und Grüne sich in einem Land wähnen, wo Milch und Honig fließt und ein ewig dahinrieselnder Geldregen jedes noch so absurde Wahlgeschenk, oder wahlweise groteske Umverteilungsbedürfnis befriedigt, erblicken Realisten im Anstieg der Millionäre und Millardäre im Zuge der Corona-Krise den Zusammenhang zwischen Geldrucken und Geld empfangen. Es ist nicht der Kapitalismus das Problem, sondern die Geldpolitik.
UST IN - Ukraine's energy ministry urges Canada not to return the gas turbine needed to restore the flow of natural gas from Russia to Germany via Nord Stream 1.
https://www.reuters.com/world/exclusive-ukraine-urges-canada-not-hand-over-gas-turbine-russia-2022-07-07/