Schwurblerin faselt von Privilegien der weißen Rasse in Deutschland
Wie die linksgrüne Blase den Gesellschaftsvertrag ignoriert und Makroökonomie misinterpretiert.
Der folgende Tweet von Katja Diehl, Autorin des Buchs „Autokorrektur“, ist Anlass für diesen zugegebenermaßen polemischen Beitrag.
Du heißt Hans-Peter Schreiner. Du bekommst Wohnungen und Jobs wegen deiner Hautfarbe und deines Namens, wegen deines Passes lebst Du sicher - hier in Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt. Das alles wurde Dir geschenkt, das hast du nicht erarbeitet.
Bewusst habe ich mich für diesen Beitrag von Katja entschieden. Er belegt in meinen Augen erkennbar, mit welcher Gehirnakrobatik sie Zusammenhänge von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft herstellt.
Hautfarbe, Name, Pass
Im ersten Satz stellt Katja mit der Anrede von Hans-Peter Schreiner dessen deutsche Abstammung fest. Ich ergehe mich hier nicht in Stammbaumrecherche, sondern nutze den gesunden Menschenverstand. Ja, sowohl Vor- als auch Nachname suggerieren mit ziemlicher Sicherheit einen Biodeutschen (Triggerwarnung). Doch bereits im zweiten Satz wird es knifflig.
Erst kürzlich lamentierte ein weißer, sehr gutverdienender Mann in den 30ern über seine Herausforderung in Berlin eine Wohnung zu finden. Nun ist dies vermutlich nicht vollkommen zufriedenstellend, schließlich könnte der ja Kozcinski oder sonst wie heißen. Tut er aber nicht.
Ergänzend möchte ich übrigens anmerken, dass ich persönlich neben Müller, Meier und Scholz auch Menschen mit ausländisch klingenden Namen kenne. Unfassbar aber wahr, solche Individuen wohnen sogar bei mir im Haus. Ich erzähle Euch jetzt noch etwas: Die haben nicht nur mitunter eine andere Hautfarbe, sondern auch eine andere Gesichts- und Augenform. Folglich kann es also nicht nur an der Pigmentierung der Haut oder den Buchstaben im Namen liegen, ob eine Person in Deutschland ein Dach über dem Kopf hat oder nicht.
Da bleibt also noch der Pass. Nun ja, erneut dient hier mein Wohnkomplex als Beispiel. Hier vermietet der Eigentümer mit - !Achtung! Triggerwarnung - russischem Pass Wohnungen an Menschen aus aller Herren Länder. An der Stelle muss ich vermutlich nicht extra erwähnen, dass wir mit Gas heizen, oder?
Natürlich verstehe ich die Botschaft von Katja und möchte sie auch nicht gänzlich ins Absurdistan verdammen, doch scheint mir ihre Argumentation dann doch sehr populistisch und effekthascherisch.
Leben in Sicherheit
Je nachdem wie man es nimmt (oder welchen Pass man besitzt), schwingt in diesem Teil ihrer Aussage schon ein erhebliches Mass an Arroganz, Überheblichkeit und Wunschdenken mit. Wenn ich Isländer, Neuseeländer, Däne, Portugiese, Slowene, Japaner, Schweizer, Ire, Tscheche oder Kroate wäre, würde ich Frau Diehl einen Vogel zeigen. Aus deren sicheren Blickwinkel kommt das Überleben in Deutschland vermutlich einem russischen Roulette gleich - selten war ein altes Sprichwort so herrlich passend, oder?
Obgleich mir bisher nicht zu Ohren gekommen ist, dass der Däne bei uns unsicherer lebt als der Japaner. Denn mal abgesehen von unserem grandiosen Grundgesetz, unterscheidet meines Wissens nämlich auch nicht die Polizei anhand eines Passes, wem in Deutschland Schutz gebührt und wem nicht.
Vielmehr geht es doch um die Frage, wieso Menschen in Japan, Island oder Deutschland so sicher leben, bzw. wieso in der Mehrheit der Länder Chaos herrscht? Der erste Impuls mag das Geld sein, doch widme ich dem ein eigenes Kapitel. Vor allem aber ist Geld eine dieser wunderbaren Nebelkerzen, um sich nicht mit der Realität auseinander zu setzen.
Meiner bescheidenen Meinung nach ist unsere Verfassung (absolute Leseempfehlung) einer der schwerwiegenden Gründe für unsere Sicherheit. Darauf aufbauend die Gewaltenteilung von Legislative (Bundestag), Exekutive (Bundesregierung) und Judikative (Rechtsprechung). Die drei Gewalten kontrollieren sich gegenseitig (engl.: „Checks and Balances“). Im Alltag bedeutet dies, dass jeder Bürger sich auf die Institutionen und unsere Gesetze verlassen kann. Es herrscht keine Willkür wie in autoritären Staaten. Ergänzend unterstützen Redefreiheit, Eigentumsrechte und freie Berufswahl den Zusammenhalt der Gesellschaft. Und um diesen geht es ja in erster Linie, wenn wir von Sicherheit sprechen.
Mit der Gründung der Bundesrepublik haben sich damals de facto alle diesem neuen Rechtsrahmen und Gesellschaftsvertrag unterworfen. Der Aufschwung Deutschlands zur Wirtschaftsmacht ist auch auf den Grundfesten des Respekts der Bürger für die Verfassung, der Institutionen und dem Gemeinwohl geschuldet. Diesen Respekt als gegeben hinzunehmen, zeugt erneut von unglaublicher Arroganz, denn schließlich sind Gesellschaften wie unsere nicht die Regel. Wir bilden weltweit eher die Ausnahme.
Nicht zu vergessen auch der Fleiß der Deutschen, der noch heute weltweit legendär ist. Denn Wohlstand ist das Resultat von allem ebenda.
Reiches Land
Mal kurz die unwiderruflichen Fakten: Deutschland ist ein rohstoffarmes Land. Weder haben wir große Öl-, Gold-, oder Kupfervorkommen, und unsere Braunkohle will außer den Grünen eigentlich niemand mehr nutzen. Diesen Widrigkeiten zum Trotz haben wir es als Industrienation in die G7 geschafft. Doch sind wir deswegen reich und was bedeutet Reichtum eigentlich?
Viel Geld ist die kurze Antwort. Doch wenn es nur am Geld liegen würde, könnte jede Notenbank Geld drucken wie die FED und die EZB und in Folge wären alle Länder gleich sicher (und reich). Der Euro ist hier übrigens ein perfekter Beleg, dass diese These mehr als nur ein Loch hat. Denn wenn es an der Geldmenge liegen würde, dann müssten ja eigentlich alle Länder in der Eurozone gleich reich sein, oder?
Schaut man sich das Medianvermögen der Deutschen an (Wert, der die reichsten 50 % der Haushalte von der ärmeren Hälfte trennt), so liegt Deutschland im hinteren Mittelfeld. Die Bürger aus den sonst so gescholtenen Sorgenkindern Frankreich und Italien blicken mit gebührendem Abstand auf den armen Bruder in Zentraleuropa.
Bei dem Gradmesser des Verschuldungsgrads im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt können wir endlich punkten. Doch strahlen die deutschen 63% nicht ganz so hell, wenn man Pensionsverpflichtungen und andere sozialpolitische Wahlversprechen berücksichtigt. Das vielgescholtene und angeblich insolvente Rußland liegt übrigens mit 13% auf den vordersten Plätzen.
Reich ist also immer relativ. Natürlich geht es dem ø Deutschen besser als dem Senegalesen. Doch zeichnen sich Fans der Linken- oder Grünen-Ideologie regelmäßig dadurch aus, den Umstand unseres Wohlstands als Gott gegeben zu interpretieren und dann im Anschluss diesen umzuverteilen. So als gäbe es mit Bremen und Berlin nicht zwei Bundesländer, die die rote Laterne der Armutsquote mit durch und durch blutroter SPD Politik seit Jahren vehement verteidigen.
Apropos rote Laterne. Wir sind übrigens so reich und privilegiert, dass die Politik aktuell über die Bereitstellung von Wärmehallen im Winter für Bürger diskutiert, die die Beheizung der Gebäude nicht sicherstellen können.
Am 12.07.22 erreichte der Euro Parität zum Dollar. Der Handelsüberschuss ist auch futsch. All das belegt, dass weder unser wirtschaftlicher Erfolg, noch der der Eurozone garantiert ist. Als Konsequenz wurde mit dem Sinkflug unserer Währung vor allem Öl und Gas nochmal teurer. Doch diese Energieformen kommen in ihrer Traumwelt aus Solar- und Windkraft gar nicht vor.
Ob Katja schon mal darüber nachgedacht hat, dass es eventuell Leute wie Hans-Peter sind, die den Laden hier am Laufen halten, während Menschen wie sie mit der langen Liste von Spirenzchen und falschen Entscheidungen den Wohlstand aller Deutschen gefährden (und damit unsere Möglichkeiten anderen zu helfen)?
Geschenkt
Wo Gott ist, sind Weihnachtsgeschenke auch nicht weit. Die letzte These von Katja ist das Geschenk der Geburt. Selbstverständlich ist die Geburtslotterie real und niemand aus Europa möchte sich auch nur vorstellen in der Sahara geboren worden zu sein. Doch gleichwohl fühlt sich nicht jeder Deutsche gleich priviligiert.
Anhängig vom Fleiß, Glück und persönlicher Zeitpräferenz der Eltern starten auch deutsche Babys unterschiedlich ins Leben. Was aber allen gegeneben ist: Das beliebte SPD Aufstiegsversprechen auf der einen und die Gefahr des wirtschaftlichen Absturzes auf der anderen Seite. Jeder ist eben auch ein wenig seines Glückes Schmied (aber nicht jeder Schmied hat Glück).
Während Katja sich wegen ihrer Position in der Privilegien-Pyramide vermeintlich grämt und schämt, ist ihr Gefühl für noch Privilegiertere ausschließlich von Hohn und Spott geprägt.
Mit solchen Tweets zeigt Katja eben auch wie sie ist, schließlich heißt es doch so schön: Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen.
Wer jetzt von Katja Diehl noch nicht genug hat, der ist herzlich eingeladen in ideologische Abgründe zu blicken (Tweet wurde wegen massivem Aufschrei aus der eigenen Blase gelöscht).